1. Relief:

  • die Druckplatte wird ganzflächig oder teilweise mit Zahnpasta bestrichen
    ProphylaktischesDrucken_Schritte03
  • bereits hier beginnt der künstlerische Entscheidungsprozess: welches Werkzeug wird verwendet: Spachtel, Pinsel, etc. Karton mit Einkerbungen, Schaumstoff
    Soll der Pinselduktus im Endergebnis erkennbar sein oder entscheide ich mich für eine exakt homogene Zahnpastafläche?
ProphylaktischesDrucken_Koffer03
  • anschließend kann wieder mit diversen Möglichkeiten im Einsatz von Werkzeugen zum Ritzen (Holzspieße, Stifte), zum Wischen (Pinsel, Wattestäbchen), zum Verschieben, zum Eindrücken von Strukturen (Gegenstände, Musterungen von Tüchern, Stoffen) die frische oder bereits gehärtete Zahnpastafläche (zum Einritzen eignet sich diese Variante besser) bearbeitet werden
    ProphylaktischesDrucken_Schritte04
  • nach ca. einer halben bis maximal einer Stunde Wartezeit sollte die prophylaktische Druckplatte soweit ausgehärtet sein und ist bereit zum Einwalzen mit Ölfarbe oder zum Besprühen mit Sprühfarbe
  • mittels eines Handabriebs oder des Drucks mit einer sauberen Walze ist der Hochdruck fertig
  • diese Technik ist vor allem bei einem ornamentalen Bildmotiv oder auch einer typografischen Umsetzung zu empfehlen

2. Malerische Umsetzung:

  • bei dieser zweiten Variante wird die Zahnpasta in einem additiven Vorgang auf die Druckplatte portioniert, also entsteht das Motiv durch Zugabe und nicht wie oben beschrieben durch Wegnahme und Abschabung
  • dies kann durch Pinselauftrag, durch Spachteltechnik oder durch Aufspritzen der Zahnpasta erreicht werden
    ProphylaktischesDrucken_Schritte07
  • dieses Aufspritzen kann entweder direkt aus der Tube oder durch einen befüllten Finger eines Einweghandschuhs, der an der Spitze ein Loch hat, erfolgen
  • diese Technik ist vor allem bei der Gestaltung eines figurativen Motivs zu empfehlen, da die Zahnpasta exakt portioniert werden kann
    ProphylaktischesDrucken_Schritte11

3. Druckstock als Objekt:

  • die Platte als Endprodukt beweist ihre künstlerische Legitimität in der Tatsache, dass sie in ihrem prophylaktischen Charakter, in ihrer rissigen, bröseligen Textur, in ihrer Tendenz zum Organischen, Lebendigen einen reizvollen plastischen Anreiz darstellt
    ProphylaktischesDrucken_Schritte15
  • diese Plastizität äußert sich nicht nur an dieser speziellen Formation von Zahnpasta in gehärtetem Zustand, sondern kann auch durch zeichnerische und malerische, oder typografische Elemente zu einem collagierten Werk erweitert werden
  • neben diesen Bearbeitungsmöglichkeiten des Druckstocks kann die Zahnpasta auch durch Kreideabrieb, oder bereits gezeichnete Flächen/Motive auf dem Karton eingefärbt werden; so funktioniert der Druckstock quasi als Mischplatte
Drucktechnik: Relief Printing, Drucken mit Zahnpasta
Name d. Werkzeugkoffers: Kulturbeutel für eine druckbare Prophylaxe
Bildthema/Motiv/Ergebnis: malerische, zeichnerische sowie plastische Gestaltung der Zahnpasta
Möglichkeiten:
  • typografische Umsetzung
  • Ornamentik
  • Logos
  • Druckstock als Objekt: Collage, erweiterte Zeichnung, erneutes Abnehmen/Bearbeiten der Zahnpasta, zeichnerische Überlagerungen
Lernchancen/Zugewinn:
  • Grundlagen der Farbenlehre (Farbherstellung, Pigmente, Bindemittel)
  • experimenteller Umgang mit der charakteristischen Textur von Zahnpasta
  • Beschäftigung mit diversen Oberflächenstrukturen, Überlagerungen, Schichtungen
  • Technik der Frottage
Mischtechnik: Collage, Malerei, Plastik, Zeichnung

Verwendung von flexiblen Werkzeugen (Spachtel, Spieße, Tücher)

Gruppengröße: variabel
Vorsicht bei: der Auftrag der Zahnpasta darf nicht zu dick sein, ansonsten verzögert sich die Weiterverarbeitung (neue Überlagerungen, Farbauftrag)
Zu bedenken ist: Vollständiges Aushärten der Zahnpasta kann durch Hitzezufuhr (Heizung, Föhn) beschleunigt werden.

Für die Stabilität der Zahnpasta auf der Druckplatte kann die Creme mit Leinöl und Eigelb oder mit Acrylbindemittel versetzt werden. Dadurch kann verhindert werden, dass Teile ausbrechen und das Motiv verfälscht wird.

Benötigte Materialien: Stets im prophylaktischen Kulturbeutel:

  • Druckplatte aus Karton
  • saugfähiges Papier
  • Zahnpasta
  • Einweghandschuhe
  • zur Bearbeitung verwendetete Werkzeuge: Spachtel, Schaschlikspieße, Wattestäbchen, Pinsel
Alternative Materialien:
  • Papierhandtücher
  • Objekte, von denen Oberflächenstrukturen abgenommen werden können (Rinde, Stempel, Steine, Blätter, Avocado, etc.)
  • Kartonreststücke (ggf. gezackt) zum Bearbeiten der Zahnpastafläche
Druckstock: Platte aus Karton

Diese kann mit Acrylbindemittel bestrichen werden, um die Saugfähigkeit der Pappe zu steigern und das Anhaften der Zahnpasta zu optimieren.

Auch kann sie als Objekt/Endprodukt verwendet werden, indem sie beispielsweise in einer Mischtechnik ausgestaltet wird.

Die Platte kann aber ebenfalls als Medium zum Hochdruck eingesetzt werden (malerisch,
zeichnerisch, einzigartige Ästhetik und Textur der Zahnpasta).

Farbe:
  • Sprühfarbe
  • Ölfarbe
  • Hochdruckfarbe
  • Buchbindefarbe (trocknet schneller)
  • Kreiden (Frottage)
Druckpresse: Nicht zwingend notwendig: beim Auftrag mit Sprühlack genügt ein Handabrieb. Beim Einwalzen der Ölfarbe/Buchbindefarbe kann durch eine Filzplatte und eine saubere Walze ein Abdruck entstehen.

Bei Hochdruckfarbe: Tiegelpresse

Materialchancen:
  • sehr geringer Kostenaufwand
  • Werkzeuge für die Bearbeitung lassen sich aus dem unmittelbaren Alltag finden
  • viele Wiederholungen im Druckprozess möglich
  • Variabilität: zahlreiches
    • Bearbeiten
    • Schichten
    • Überlagern
    • Abschaben
    • Neuauftragen
    • Kombinieren

    möglich

Antoni Tapies: die reliefartige Struktur seiner Werke, die durch den Einsatz aufgefundener Objekte, zermahlener Kreide, Staub, Naturmaterialien wie Ton, Sand und Erde entsteht, stellt eine wichtige Parallele zur prophylaktischen Arbeit dar.

Lynda Benglis: in der spannenden Fusion von Malerei und Skulptur entwickelt die Künstlerin in der Verwendung eines breiten Spektrum an Materialien (Wachs, Latex, Metall) Objekte, die in ihrer metaphorischen und biomorphen Form dem Betrachter einen dynamischen Eindruck von Masse und Oberfläche vermitteln sollen. Dieser Umgang mit Materialität und Struktur ist auch Teil der prophylaktischen Anwendung.

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